Ein Virus kennt keine Moral
Rosa von Praunheim, Deutschland 1985/1986, 82Min, FSK 16, Digital
Ein reaktionärer Saunabesitzer will in seinem Etablissement keine Kondome verteilen, weil dies dem Geschäft schaden könnte. Eine Therapeutin bietet Todesmeditationen für Aids-Kranke an. Auf der Suche nach dem Ursprung der
Krankheit wird die Forscherin Prof. Dr. Blut vom „Institut für Seuchen, Pest und Tod“ von Grünen Meerkatzen gebissen und dabei mit dem Virus infiziert. – Am Ende haben alle Aids, die Pflegerinnen auf der Krankenstation schließen Wetten ab, wer zuerst sterben wird, und die Regierung verfrachtet alle Infizierten ins Exil nach Hell-Gay-Land.
Zusammen mit Protagonist:innen aus der Berliner Tunten- und Schwulenszene entwickelte Rosa von Praunheim innerhalb weniger Monate eine bitterböse Rundum-Attacke gegen schwule Dummköpfe, rücksichtslose Geschäftemacher in den eigenen schwulen Reihen, gegen zynische Mediziner:innen, die Spekulationspresse und verlogene Frömmler:innen. Die revueartige Kollektivproduktion überzeichnet schamlos und bildet doch nur leicht zugespitzt den Diskurs dieser Zeit ab. So gab es damals tatsächlich die monströse Idee, Helgoland zur Quarantäne-Insel für HIV-Infizierte zu machen…
Der zwischen Trash, Drama und Kolportage oszillierende Film war als erster deutscher Film zum Thema Aids der akuten Situation im Entstehungsjahr 1985 weit voraus. Mit der Aufführung nach über 40 Jahren soll die kreative und politische Energie vermittelt werden, mit der man 1985 auf die existentielle und damals schwer einzuschätzende Bedrohung reagierte. (Text nach Axel Schock)














Alles war befremdlich und beängstigend neu. Keine drei Jahre zuvor war diese mysteriöse Krankheit aufgetaucht, die sich gerade auch in San Francisco binnen kürzester Zeit wie ein Feuer ausbreitete. David hat sich als „Buddy“, als freiwilliger Pflegehelfer beim Schwulenzentrum gemeldet und kümmert sich nun um einen der Erkrankten. Robert kompensiert seine Todesangst mit Zynismus, und erst allmählich gelingt es den beiden, Vertrauen zueinander aufzubauen. Die Freundschaft währt nicht lange, doch David reift durch diese Erfahrung zu einem selbstbewussten, vor allem aber kämpferischen schwulen Mann. Arthur Bressan inszeniert dies alles sensibel, nüchtern und vor allem frei von Melodramatik. Selbst wenn er den todkranken Robert beim verzweifelten Masturbationsversuch zeigt, ist dies nicht spekulativ, sondern zeugt vor allem von Zuneigung und Mitgefühl. „Buddies“, der erste Spielfilm überhaupt, der die Folgen dieser Krankheit zum Thema macht, beleuchtet mit den Mitteln des Kammerspiels die enormen Umwälzungen, die nicht nur die Gay Community in diesen ersten Jahren der Aids-Epidemie verkraften musste, sondern auch, mit welchen irrationalen Ängsten die Gesellschaft auf diese Bedrohung reagiert. as auf http://www.lsf-hamburg.de/

