Sa. 2.3.24, 22 Uhr: Als wir tanzten

ALS WIR TANZTEN

GE/SE 2019, 113 Minuten, Regie: Levan Akin, mit Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakishvili, Giorgi Tsereteli u.a.

Merab ist Student an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis. Sein größter Traum ist es, professioneller Tänzer zu werden. Als Irakli neu in die Klasse kommt, sieht Merab in ihm zunächst einen ernstzunehmenden Rivalen auf den ersehnten Platz im festen Ensemble. Aus der Konkurrenz wird bald ein immer stärkeres Begehren. Doch im homophoben Umfeld der Schule, in der konservative Vorstellungen von Männlichkeit hochgehalten werden, wird von den beiden erwartet, dass sie ihre Liebe geheim halten.

Das mitreißende Liebes- und Tanzdrama des schwedischen Regisseurs Levan Akin wurde in Cannes als Entdeckung gefeiert und seitdem vielfach ausgezeichnet, unter anderem in vier Kategorien beim Schwedischen Filmpreis Guldbaggen. Der Queer-Feindlichkeit, die in Georgien erschreckend weit verbreitet ist, hält der Regisseur, dessen Familie selbst aus dem Land stammt, eine entschiedene Feier von nicht-heterosexueller Liebe entgegen. Hauptdarsteller Levan Gelbakhiani, einer der European Shooting Stars der Berlinale 2020, wurde für sein ergreifendes Spiel mit Preisen überhäuft und war für den Europäischen Filmpreis nominiert.

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Sa, 3.2.24, 22 Uhr: Die Wunde (Inxeba)

Die Wunde (Inxeba)

John Trengove, ZA/D/NL/F 2016, FSK 16, 91 min., OF (Xhosa) m. dt. UT, 91 Min.

Eastern Cape in Südafrika. Der Fabrikarbeiter Xolani ist Mentor bei dem traditionellen männlichen Initiationsritual der Xhosa, das in einem Camp in den Bergen stattfindet. Diesmal soll er sich vor allem um Kwanda kümmern. Der Teenager aus Johannesburg wird von den anderen Initianten zum Teil ausgegrenzt und steht zudem der Tradition skeptisch gegenüber.

Während Kwanda in einer Hütte auf die Heilung seiner Beschneidungswunde wartet, trifft Xolani heimlich seinen alten Freund Vija wieder, einen anderen Mentor, der inzwischen verheiratet ist. Die beiden Männer sehen sich nur einmal im Jahr am Rande des Rituals und haben wieder heimlich Sex. Doch diesmal gesteht Xolani dem Freund auch seine Liebe. Dass Kwanda, der selbst auf Männer steht und ein „modernes“ Bild von Homosexualität hat, hinter das Geheimnis seiner Mentoren kommt, wird für Xolani und Vija zu einem Problem.

Der südafrikanische Regisseur John Trengove zeigt ineinander verwoben Männlichkeitskonstrukte und das Spannungsfeld von Tradition und Moderne und bricht dabei gleich zwei Tabus: Bis heute wird in weiten Teilen der südafrikanischen Gesellschaft weder über den rituellen Beschneidungsritus Ukwaluka noch über Homosexualität offen gesprochen. Nelson Mandela war einer der ersten, die das erste Tabu gebrochen haben. Trengove erzählt betont zurückhaltend, ohne eine bestimmte Lösung anzustreben. Er versucht, die Situation in Südafrika zu beschreiben, wobei er über die Figur des Kwanda seine Ansichten über Menschenrechte und die Freiheit des Einzelnen zum Ausdruck bringt.

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Sa. 4.11. 21:30 Uhr "Lebewohl, meine Konkubine"

Lebewohl, meine Konkubine Chen Kaige, China / Hongkong / Taiwan1993, 171 Minuten, OmU Der Film erzählt die Geschichte zweier chinesischer Männer in der Zeit von 1925 bis 1977 in Peking. Inmitten der politischen Veränderungen steht die Pekingoper wie ein Fels in der Brandung. Die beiden Knaben Cheng Dieyi („Douzi“ – Stein) und Duan Xiaolou („Shitou“ – Bohne) werden an der wichtigen, aber sadistisch den Einzelnen gewaltsam unterwerfenden Schule von Meister Guan zu Sängern der traditionsreichen Pekingoper ausgebildet. Der sensible Cheng entwickelt sich zum Stardarsteller weiblicher Rollen. Besonders erfolgreich tritt er zusammen mit dem lebenslustigen und opportunistischen Duan in einer Oper aus dem 18. Jahrhundert auf, in der Geschichte des Suizids eines chinesischen Kaisers und seiner Konkubine. Heimlich liebt Cheng seinen Bühnenpartner. Der aber heiratet die Konkubine Juxian. Ihr persönliches Schicksal wird von zentralen historischen Ereignissen in China gesäumt. Sie erleben die Besetzung durch Japan sowie die Befreiung von der Armee des asiatischen Gegners, nehmen den Aufstieg Maos war und müssen mit der Kulturrevolution zurecht kommen. Die drei Protagonisten leiden unter den repressiven Verhältnissen an der Oper und in der Gesellschaft, die auch ihre Freundschaft zerstören.

Der Regisseur Chen Kaige, Jahrgang 1952, hat mit „Lebewohl, meine Konkubine“ seine eigene Abrechnung und Versöhnung mit der chinesischen Geschichte inszeniert. Während der Kulturrevolution hatte er seinen Vater Chen Huaiai denunziert, der ebenfalls als Filmregisseur arbeitete. Zwischen 1969 und 1976 war er in eine Kautschukplantage und später in die Armee verbannt. 1978 konnte er in die Beijinger Filmschule eintreten und neben Zhang Yimou zum Hauptvertreter der „Fünften“ Regie-Generation werden. Seine international erfolgreiche Arbeit schützte ihn nicht vor der Zensur im eigenen Land. „Lebewohl, meine Konkubine“ konnte Kaige nur realisieren, weil er Gelder in Taiwan und Hongkong auftrieb und in Taiwan drehte. Dort wurde der Film dann allerdings genauso verboten wie in der Volksrepublik, weil er das Thema der Homosexualität anschlägt. Und das ist in beiden chinesischen Staaten mit strengstem Tabu belegt. (Herbert Heinzelmann auf kinofenster.de)
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Sa, 4.3.17, 22 Uhr: "Kumu Hina"

„Kumu Hina” („A Place in the Middle”) Dean Hamer, Joe Wilson, USA 2014, 77 min., OF! In ihrer Doku tauchen Dean Hamer und Joe Wilson in die hawaiianische Trans*Kultur der Mahu ein. Sie treffen in Honolulu auf Hina, die Schulkinder als „Kumu“ (Lehrer/in) in polynesischen Traditionsgesängen und -tänzen unterrichtet. Dass Hina eine Trans*Frau ist, ist Teil ihrer Mission, denn in der hawaiianischen Kultur war es üblich, alte Bräuche von Menschen weitergeben zu lassen, die ihre Geschlechtsidentität „in der Mitte“ zwischen Frau und Mann ansiedelten. Wer den Glauben an ein Leben im Zeichen des „Aloha“ (Würde und Respekt) verloren hat, gewinnt ihn bei diesem Film zurück. „Kumu Hina“ ist gleichzeitig eine Verneigung vor seiner charismatischen Titelheldin und eine schillernde Utopie. Hier wird gelacht, geweint, gesungen und getanzt, und dabei ganz zart und beiläufig die Hoffnung geweckt, dass eine Gesellschaft möglich ist, in der Mädchen die besseren Jungen sein können und umgekehrt. https://youtu.be/IDaAoYZUlUA J100 Kumu_Hina_8 Kumu_Hina_9 Hina_Hema_3 Kumu_Hina_1 Kumu_Hina_2 Kumu_Hina_3 Kumu_Hina_4a Kumu_Hina_5 Kumu_Hina_6  ]]>

Sa. 6.9.14 22 Uhr: "Jagdszenen aus Niederbayern"

Jagdszenen aus Niederbayern D 1969, 88 min., sw, Regie+Drehbuch Peter Fleischmann; mit Martin Sperr, Angela Winkler, Hanna Schygulla, u.a. Nach einem 1965 ersch. Volksstück von Martin Sperr. Nach längerer Abwesenheit kommt der 20-jährige Mechaniker Abram zu seiner Mutter in sein Heimatdorf in Niederbayern zurück. Beide sind keine Einheimischen, und man lässt sie dies spüren. Erschwerend hinzu kommt, dass Abram schwul ist und dadurch endgültig zum Außenseiter abgestempelt ist. Die als „Hure“ verschrieene Hannelore ist der einzige Mensch, der ihm Verständnis und Zuwendung entgegenbringt. Derweil steigern sich die Vorurteile der Dorfbewohner zu blankem Hass, der sich bald zu einer Art ‚Menschenhatz‘ ausweitet. Abram versucht fluchtartig, das Dorf zu verlassen, doch es ist bereits zu spät. Es kommt zum Streit mit Hannelore, bei dem Abraham die junge Frau im Affekt tötet. Der Dorfpöbel gerät in Rage, die Jagdszenen in Niederbayern beginnen. Abram wird gefangen und wie ein Tier ausgestellt, während die Dorfgemeinde fröhlich feiert. „Gebt mir nicht die Schuld. Ich hab gemacht was ich konnte. Ich hab meinen Jungen geschlagen bis er grün und blau war, hab ihn stundenlag in den Schrank gesperrt, und trotzdem ist ein Perverser aus ihm geworden…“  (O-Ton, aus einer Rezension) „Eine polemische Entmythisierung verlogener Heimatfilmklischees, verbunden mit einer sarkastischen Beschreibung dumpfer Provinzmentalität, die als Keimzelle politischer Repression erscheint. ..“ [Lexikon des Internationalen Films] „Fleischmann hat die Szenerie des deutschen Heimatfilms wiederentdeckt. Aber Personal und Dekorationen sind gründlich verändert. Neben den Berufsschauspielern stehen Laien vor der Kamera, das Milieu wird mit kräftigen Strichen gezeichnet. Dabei ist der Regisseur nicht ganz der Gefahr entgangen, sein Dorf als Panoptikum, die Dörfler als abnorme Monstren zu zeichnen. Doch ganz deutlich wird die bornierte Engstirnigkeit, die Mechanik des Konformismus, die den „Andersartigen“ ausstößt und jagt. Deutlich werden die Brutalität grobschlächtiger Witze, Unbelehrbarkeit, Vorurteile.“ [Reclams Filmführer] Inhaltsangabe und Zitate aus Wikipedia.]]>