Sa. 17.6.23, 22 Uhr: Weekend

Wegen der Festivale gibt es in diesem Monat erst am 3. Samstag ein Q-Movie.

Weekend

Andrew Haigh, GB, 2011, 97 min., OmU

Zwei Männer lernen sich Freitagnacht in einer Disco irgendwo in England kennen und verbringen die Nacht miteinander. Eine Situation, wie sie beide offensichtlich schon öfter erlebt haben. Glen (Chris New) und Russell (Tom Cullen) sind sehr unterschiedlich, Russell sehr introvertiert und über seine Lust an Männern schweigend, Glen sehr extrovertiert und stolz, schwul zu sein. Am Samstag kommen sie sich so nahe, dass Glen nicht mehr weiß, ob er Sonntag wie geplant in die USA auswandern wird.

Andrew Haigh nähert sich den Figuren an einem eher nur halben aber umso intensiveren Wochenende liebevoll und mit Humor.

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Sa, 6.5.23, 22 Uhr: Xenia

Xenia – Eine neue griechische Odyssee

Panos H. Koutras; F, B, GR 2014; 128 Min.; FSK: 12

Den fast 16-jährigen Dany, schwul, schrill und noch verträumt wie ein Kind, treibt es nach dem Tod der albanischen Mutter in das vibrierende Athen zu seinem geerdeten älteren Bruder Odysseas. Die Ereignisse überschlagen sich, als sie durch Danys Ungeschicklichkeit gezwungen sind, vor der Polizei zu flüchten. Ody droht als beinahe 18-jährigem Halbgriechen die Abschiebung aus Griechenland. Spontan folgen sie nun ihren Träumen: Ihren lang verschollenen wohlhabenden Vater zu finden und ein Casting bei GREEK SUPERSTAR zu ergattern. Unterwegs merken die Brüder, dass sie trotz aller Differenzen nichts und niemand auseinanderreißen kann.
Wo Homer einst Odysseus durch Verlockung und Gefahr führte, führt Panos Koutras Film in eine verborgene Unterwelt, voller verführerischer Momente, moderner Ruinen und Abgründe von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt – und schafft den Spagat zwischen Drama und Komödie mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und starken Emotionalität.

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Sa. 1.4.23 22 Uhr: Nevrland

NEVRLAND

Gregor Schmidinger; Österreich 2019; OF

Der 17-jährige Jakob wohnt mit seinem Vater und Großvater in Wien. Um sich etwas Geld für das anstehende Studium zu verdienen, jobbt er als Aushilfe in dem Schlachthof, in dem auch sein Vater arbeitet. Doch eine zunehmende Angststörung macht ihm diese Arbeit und das Leben immer schwerer. Eines Nachts lernt er in einem Sex-Cam-Chat den 26- jährigen Künstler Kristjan kennen. Aus dem Gespräch entwickelt sich eine virtuelle Freundschaft. Nach dem Tod des Opas nimmt Jakob allen Mut zusammen und verabredet sich mit dem mysteriösen Fremden. Als die beiden sich in Kristjans Wohnung treffen, hat Jakobs Reise nach Nevrland und zu den Wunden seiner Seele längst begonnen.

Der Film zeigt den Prozess des sexuellen Erwachens und der Selbstfindung als existentiellen Trip, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer mehr verwischen.

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Sa. 4.3.23 22 Uhr: "Stadt der verlorenen Seelen"

Stadt der verlorenen Seelen (Berlin Blues)

Rosa von Praunheim; DE 1982/83; 91Min; OmU; DCP

Im West-Berlin der 1980er Jahre treffen Transgender, queere und exzentrische Amerikaner*innen „im Exil“ zusammen. Die schwarze Drag Queen Angie Stardust führt eine Pension und einen Imbiss, in denen sich alle Tag und Nacht treffen. Neben ihr wird Lila, verliebt in einen Kommunisten, zum Star des Films. Im Mix aus queerem Spiel und Trans*Punk-Musical stellen sich Angie und ihre Freund*innen mit teils autobiografischen, ironischen bis parodistischen Zügen dar. 

„Stadt der verlorenen Seelen“ ist wohl der erste deutsche authentische Film über Transgender. Hinter der bewusst naiven und schrillen Inszenierung des Films wird der Kampf der queeren und trans* Szene für ihre Akzeptanz und Repräsentanz sichtbar, der auch 40 Jahre später weitergeht. 

Angie Stardust (1939-2007) ging bald danach nach Hamburg, leitete die „Crazy Boys“, war Star im „Pulverfass“ und gründete Anfang der 90er Jahre im Schmidts Tivoli „Angies Nightclub“. Sie trat dort als Entertainerin und Sängerin auf, bot befreundeten Künstlern und Nachwuchs-Talenten eine Bühne und wurde zur Legende.

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Sa. 4.2.23 22 Uhr: "Young Soul Rebels"

Young Soul Rebels

Isaac Julien; GB 1991; 105 Min.; OmU; Digital

Im Rahmen des BLACK HISTORY MONTH blicken wir mit Young Soul Rebels auf verschiedene Underground – Bewegungen im London der ausklingenden 1970er.

London 1977: Mit ‚God shave the Queen‘ gratulieren die Sex Pistols Elisabeth II. zum 25-jährigen Dienst­jubiläum. Caz und Chris hin­gegen – einer schwul, einer he­te­ro, beide nicht „weiß“ – stören das royalistische Gefeiere mit groo­vi­gem Funk aus ihrem Piratensender. Da wird TJ, ein Freund der beiden, er­mor­det aufgefunden. Die Schwarze Community verdächtigt die „National Front“, während die Polizei den Schwarzen Chris für den Täter hält…

Mit viel Sinn für Zeitkolorit erzählt 1991 der englische Regisseur Isaac Ju­lien einen Krimi als Coming-of-Age-Drama über eine konfliktreiche Liebes­­geschichte zwischen einem Soulboy und einem Punk im Milieu der ex­plo­dierenden Punk­welle und der schwarzen P-Funk-Gegenbewegung und gibt ein deutliches Statement zur politischen Situation in einem Land, in dem Rassismus und Homophobie zum Alltag gehören.

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Sa., 7.1.23 22 Uhr: "Capote"

CAPOTE

Bennett Miller, USA 2005, 110 min,OmU

Der Film zeigt Truman Capotes (Philip Seymour Hoffman) Recherchen zu seinem 1966 veröffentlichten Roman Kalt­blütig, der von einer wahren Begebenheit berichtet, einem Mord an vier Mitgliedern einer Farmerfamilie in Holcomb, Kansas. Trotz seines ex­zen­trischen Ver­haltens ge­lingt es Capote, das Vertrauen der Be­völ­ke­rung der Klein­stadt zu gewinnen, auch das des zum Tod verurteilten Mörders, den er mit Verspre­chen, die er nicht ein­hält, als Quelle für seinen Roman über die Morde nutzt. Das eigene Erkennen dieses un­­mora­li­schen Ver­haltens trägt offen­sichtlich erheb­lich zu ei­ner lebenslangen Krise Capotes bei.

Bennett Millers Independentfilm basiert auf Capotes Autobiographie und zeigt ihn scho­­nungs­los als klugen Egozentriker mit eigenen Abgründen.

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Sa, 3.12.22, 22 Uhr: "Mapplethorpe"

Ondi Timoner, USA 2018, 100min.,OmU

Ende der 60er Jahre trifft der College-Absolvent Robert Mapple­thorpe in New York auf die quirlige Patti Smith, nicht ahnend, dass diese später zur Punk-Rock-Queen aufsteigen und er selbst Berühmt­heit erlangen wird. Gemeinsam zieht das junge Paar ins Chelsea-Hotel, Dreh- und Angelpunkt der jungen, modernen Kunstszene. Mit einer geschenkten Kamera wagt Mapplethorpe erste fotografische Ex­peri­mente. Nach Entdeckung seiner Homosexualität wird seine Kunst zunehmend erotisch. Zunächst als Pornografie abgelehnt, findet seine Kunst Förderer, die er auch zu seinen Liebhabern macht. Mapplethorpes Arbeiten werden zur Sensation, doch sein fast obsessiver Kampf um An­erkennung und sein exzessiver Lebensstil treiben den ehrgeizigen Künstler immer weiter an den Abgrund.

Auch drei Jahrzehnte nach seinem Tod zählen Robert Mapplethorpes Celebrity-Portraits, Blumen-Kompositionen und vor allem seine Milieustudien der New Yorker BDSM Undergroundszene zu den Meilensteinen der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Ondi Timoner spürt in ihrem Biopic dem Innenleben des kontroversen Künstlers nach, der sich selbst als „modernen Michelangelo“ bezeichnete. „Doctor Who“-Star Matt Smith überzeugt in der Darstellung des ehrgeizigen Fotografen mit gefährlich selbstzerstörerischen Impulsen.

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Sa, 5.11.22, 22 Uhr: "HOMO FATHER"

Piotr Matwiejczyk, PL 2005, 56 min., OmU, digital
mit Bodo Kox, Dawid Antkowiak, Daria Iwan, Goria Kornyluk

Gabriel und Robert lieben sich. Robert versteckt ihre Beziehung vor der Welt, was zu komischen Avancen seiner Arbeitskolleg*innen führt. Gabriel hingegen möchte ihre Liebe allen mitteilen, was den vor ihrem Block lauernden Typen nicht gefällt. Inmitten der Arbeitsroutine Roberts und des Heimalltags Gabriels erscheint plötzlich Natalia, die Gabriel ihre dreijährige Tochter anvertraut. Diese Situation führt schon bald zur Anspannung zwischen den zwei Verliebten …

Als der erste schwule Film aus Polen angekündigt, ist Homo Father eine formal kreative, auf Mini-DV gedrehte Komödie über Liebe und Kinderwunsch. Mit einem dynamischen Schnitt, bissigen Dialogen und liebevollen Charakteren schafft der Film einen guten Spagat zwischen Humor und tiefer Berührung.

Ein Film über Liebe und Kinderwunsch, der zwischen Komödie und tiefer Berührung balanciert.

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Sa. 1.10.22 22 Uhr: "Mysterious Skin"

Mysterious Skin – Unter die Haut

Gregg Araki, USA/NL 2004, 100 min

Als der Achtjährige Brian (Brady Corbet) im Keller seines Eltern­hauses zu sich kommt, kann er sich nicht daran erinnern, was in den letzten Stunden mit ihm passiert ist. Die für ihn nächst­liegende Erklärung scheint eine Entführung durch Außerirdische zu sein. Der gleichaltrige Neil (Joseph Gordon-Levitt) erlebt um die gleiche Zeit eine ähnlich schick­sal­hafte Erfahrung, als er sich in den Trainer seiner Baseballmannschaft verliebt.

Zehn Jahre später sucht Brian nach einer Erinnerung an das Erlebte und ahnt, dass Neil der Schlüssel zur Erinnerung sein könnte. Der arbeitet mittlerweile als Stricher und hat gerade die Kleinstadt verlassen um in New York sein Glück zu suchen. Erst als Neil zum Weihnachtsbesuch in der Stadt ist, treffen sich die beiden und plötzlich ergeben die einzelnen Puzzleteile einen Sinn und sie erkennen, welch dunkles Geheimnis sie verbindet und was ihre Narben, sowohl innerlich als auch äußerlich, zu bedeuten haben…

Warnung: Enthält Szenen mit sexualisierter Gewalt

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Sa. 3.9.22 22 Uhr: "Sequin in a blue room"

Sequin in a blue room

Samuel van Grinsven; Aus 2019, 83 Min; digital; FSK: 16

Sequin ist 16 und erkundet sein Begehren mit anonymen Sexdates, die er über Apps klar macht. Dabei hat er nur eine Regel: Nie einen Kerl zweimal treffen! Bis er über einen Chat im Blue Room landet, einer mysteriösen Gruppensex-Party ohne Limits. Sequin gerät in den Bann eines betörenden Fremden – und muss ihn am nächsten Tag unbedingt wiedersehen! Der Beginn einer gefährlichen Suche nach dem Objekt der Begierde.

Coming-of-Age in Zeiten von Grindr, Gayromeo und Co.: In seinem berauschenden Debütfilm bettet Samuel Van Grinsven das sexuelle Erwachen eines Teenagers in einen lustvollen Thrillerplot, in dem der australische Shooting-Star Conor Leach als rothaariger Twink im Pailettenhemd funkelt.

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