… (fast) jeden ersten Samstag im Monat ein queerer Film, davor und anschließend Bar – im B-Movie, Brigittenstraße 5 (Hinterhof), 20359 Hamburg-St.Pauli
Faraz Shariat, D 2020, 92 Min., Deutsch & Farsi mit deutschen Untertiteln, FSK 16
Parvis
wächst als Kind der Generation Y im komfortablen Wohlstand
seiner eingewanderten iranischen Eltern auf. Dem
Provinzleben in Hildesheim versucht er sich durch Popkultur,
Grindr-Dates und Raves zu entziehen. Nach einem Ladendiebstahl
leistet er Sozialstunden als Übersetzer in einer Unterkunft für
Geflüchtete. Dort trifft er auf das iranische Geschwisterpaar
Banafshe und Amon. Zwischen ihnen entwickelt sich eine
Dreierbeziehung, die mit der Homophobie eines Teil der Bewohner und
der drohenden Abschiebung Amons konfrontiert ist.
Gespickt mit Popreferenzen erzählt Futur Drei auf sensible und kraftvolle Art eine Geschichte von Fremdheit und Identität, von Liebe und Freundschaft.
Die bewegende Fortsetzung zeigt, wie sich das Leben von vier der Queers verändert hat. Die Vier teilen ihre Erfahrungen, die sie auf der Suche nach Identität und Selbstverwirklichung gemacht haben.
Ende der Neunziger Jahr begleitete Daniel Peddle fünf Jahre lang sechs junge, queere, maskulin präsentierende und identifizierende People of Color, die Einblicke in ihre subkulturelle Szene der „Aggressives“ geben. Ein wichtiges Zeitdokument aus dem lebendigen Universum der New Yorker Ballroom- und Nightlife-Szene und dem Anspruch auf eigenen Raum und Identität.
F 2017, 144 min. FSK 16, digital OmU. Regie: Robin Campillo
Paris,
Anfang der 90er. Seit fast zehn Jahren wütet Aids in Frankreich,
doch noch immer wird über die Epidemie in weiten Teilen der
Gesellschaft geschwiegen. Mitterrands Regierung kümmert sich nicht
um sexuelle Aufklärung und die Pharma-Lobby verschleppt die
Entwicklung neuer Medikamente. Act Up, eine Aktivistengruppe von
Betroffenen, will auf die Missstände aufmerksam machen, teils mit
spektakulären Aktionen. Wie weit diese gehen dürfen, wird bei den
wöchentlichen Treffen kontrovers diskutiert.
Als
der 26-jährige Nathan, der selbst HIV-negativ
ist, zu Act up stößt, zieht ihn die Entschlossenheit der
Gemeinschaft sofort in ihren Bann. Und er verliebt sich in Sean, den
Mutigsten und Radikalsten der Gruppe. Zusammen kämpfen sie an
vorderster Front, selbst dann noch, als bei Sean die Krankheit schon
längst ausgebrochen ist
Der aus Marokko stammende französische Regisseur Robin Campillo engagierte sich in den 90ern jahrelang selbst bei Act Up (Aids Coalition to Unleash Power). Auf Basis seiner persönlichen Erfahrungen zeigt er in „120 BPM“ die kontroversen Debatten und spektakulären Aktionen der Gruppe – und setzt damit dem europäischen Aids-Aktivismus ein längst überfälliges filmisches Denkmal.
AT/BE 2020, 107Min., FSK16, Digital. Regie: Eva Romen, mit Thomas Prenn, Noah Saavedra, Josef Mohamed u.a.
Mario (Thomas Prenn) ist leidenschaftlicher Tänzer. Doch in seinem Heimatdorf in den Südtiroler Alpen gibt es dafür keine berufliche Zukunft und auch sonst trifft Mario dort auf wenig Verständnis. Dennoch kann er sich nicht vorstellen, das Dorf zu verlassen. Ganz anders ist da Marios Jugendfreund Lenz (Noah Saavedra). Dieser hat den Weg in die Freiheit geschafft und in Wien Schauspiel studiert. Zum Weihnachtsbesuch in Tirol erzählt er Mario von seinen Plänen eines Auslandsstudiums in Rom. Dies ermutigt auch Mario, endlich eine Tür aufzutun: Warum nicht mitkommen?
Doch bereits am ersten Abend in Rom passiert die Katastrophe: als Mario und Lenz eine Schwulenbar besuchen, wird diese von einem islamistischen Terroranschlag heimgesucht, bei dem Lenz erschossen wird. Bei seiner Rückkehr als Überlebender begegnet Mario in sein Dorf statt Anteilnahme Unverständnis und Missgunst. Warum hat es Lenz getroffen und Mario nicht? Erst in der Kleinstadt im Tal findet Mario Verständnis und Aufnahme – bei einer Gruppe junger missionierender Muslime.
Mit „Hochwald“ liefert Evi Romen ein beachtliches Regiedebüt ab, das mit einer unkonventionellen Handlung aufwartet und von einem talentierten Thomas Prenn in der Hauptrolle getragen wird. Der Film verhandelt eine Vielzahl an Themen rund um Heimat und Identität, die er mit Feingefühl bearbeitet, ohne in die Falle zu tappen, eine zu simple Antwort auf seine komplexen Fragestellungen zu geben.
Elene Naveriani; 2021 Georgien, 115 Min; OmU; Digital
In einem kleinen georgischen Dorf an der Küste des schwarzen Meeres führt Amnon seit 20 Jahren eine Strandkneipe. Der ruhige und beschauliche Alltag der Gemeinschaft, die davon überzeugt ist sich gut zu kennen und keine Geheimnisse voreinander zu haben scheint, wird durch den Tod von Eliko erschüttert. Der ältere Mann wird nämlich überraschend erhängt in seiner Wohnung gefunden. Als die Beerdigung organisiert werden muss, kehrt seine Enkelin Moe aus der Stadt aufs Land zurück und bringt damit die Ordnung des Landlebens und die Gefühle von Amnons Tochter Fleshka durcheinander. Skepsis und Zweifel mehren sich im Dorf und langsam kommen gut behütete Geheimnisse ans Tageslicht, die alles verändern werden.
US, 1991, 104 Min., OmU, digital, Regie: Gus van Sant, mit Keanu Reeves, River Phoenix
Mike und Scott verdingen sich als Straßenstricher in Portland. Während der liebenswürdige Mike in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist und seine Eltern seit Jahren nicht gesehen hat, entstammt Scott einer der angesehensten Familien der Stadt und rebelliert gegen seinen Vater. Auf der Suche nach Mikes Mutter reisen die zwei nach Europa, wo die innige Freundschaft der beiden zerbricht.
Dieser Roadmovie mit Keanu Reeves und River Phoenix in den Hauptrollen gilt als ein Auslöser für das New Queer Cinema.
FI/S/DK/DE 2017, 116′, R: Dome Karukoski, mit Pekka Strang, Lauri Tilkanen, Jessica Grabowsky u.a.
Dem Finnen Touko Laaksonen (Pekka Strang) bringt seine Heimkehr von der Front des Zweiten Weltkriegs nicht den erhofften Frieden, denn er tauscht den einen Kriegsschauplatz lediglich gegen einen anderen ein: In seiner Heimat kann er seine Homosexualität nicht offen ausleben, sieht sich ständig der Gefahr von Denunziation und strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt. Um seinen Gefühlen wenigstens auf künstlerische Art Ausdruck zu verleihen, beginnt er, homoerotische Bilder zu zeichnen.
Unter dem Künstler-Pseudonym „Tom Of Finland“ gelangen diese Werke schließlich an die Öffentlichkeit, wo sie für schwule Männer weltweit zum Symbol ihrer Revolution werden.
USA 2021, 105 Minuten, Regie: Todd Stephens, mit Udo Kier, Linda Evans, Jennifer Coolidge u.a.
Pat
Pitsenbarger, einst der beste Friseur am Ort Sandusky (Ohio), lebt
nun allein in einem Seniorenwohnheim, raucht heimlich und sammelt
Servietten. Eines Tages informiert ihn ein Anwalt über den Tod einer
ehemaligen Stammkundin und teilt ihm deren letzten Wunsch mit,
der an eine stattliche Erbschaft geknüpft ist: Für die Totenfeier
soll er ihr ein letztes Mal die Haare herrichten. Nach anfänglichem
Zögern macht er sich, wenn auch widerstrebend, auf den Weg und
versucht, die benötigten Pflegeprodukte zu besorgen, die schon
längst nicht mehr hergestellt werden. Dabei entwickelt sich eine
kleine Odyssee durch Sandusky, mit Rückblicken auf Episoden der
eigenen Lebensgeschichte, die prägend in die Geschichte der
schwulen Community des Ortes eingebunden war.
Warmherzig und mit viel Witz erzählt Todd Stephens den dritten Teil der Sandusky-Trilogie und setzt dabei dem lokalen Wegbereiter eines offenen schwulen Lebensstils ein filmisches Denkmal. Udo Kier spielt die Rolle als alte Queen mit einer Authentizität, wie es sonst wahrscheinlich keiner kann.
Tell it to the Bees. Der Honiggarten – Das Geheimnis der Bienen
Annabel Jankel, GB 2018, 106 Min.
Schottland im Jahr 1952. Dr. Jean Markham (Anna Paquin) kehrt in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um die Arzt-Praxis ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Im Dorf lebt auch Lydia Weekes (Holliday Grainger), die nach dem Verschwinden ihres gewalttätigen Ehemannes ihren Sohn Charlie (Gregor Selkirk) allein großzieht. Mit Arbeit in der Textil fabrik verdient sie einen sehr bescheidenen Lohn, der kaum zum Lebensunterhalt der beiden reicht. Charlie wird als Außenseiter in der Schule drangsaliert und kommt als Patient in die Praxis von Dr. Markham. In der Folge freunden sich die Ärztin und Charlie langsam an. Dabei weiht Jean den Jungen in die Kunst der Imkerei ein und bald erzählt Charlie den Bienen seine Geheimnisse. Durch diese Begegnung lernen sich auch Jean und Lydia kennen. Die beiden Frauen verlieben sich ineinander und ecken damit selbstverständlich im Dorf an.
Eine schöne Geschichte wird mit wunderschönen Bildern ruhig und gradlinig erzählt.