Sa, 1.4.17, 22 Uhr: "Der Einstein des Sex"

Der Einstein des Sex – Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld

Rosa von Praunheim, D, 1999, 100 min.


Rosa von Praunheim erzählt die Geschichte des Arztes, Sexualforschers und Pioniers der Homo­s­exuel­len-Bewe­gung Magnus Hirschfeld (1868-1935) als Spielfilm. Hirschfelds Biographie ist dabei selbstverständlich in die deutsche Geschichte und die Geschichte der Homo­sexuel­len-Bewegung einge­bettet. Zentrale Aspekte der Biogra­phie wie des Films sind die Arbeit des Wissenschaftlich-humanitären Komitees als erster Homosexuellen-Organisation der Welt sowie der Kampf gegen den Paragraphen 175 mit dem männliche Homosexualität kriminalisiert wurde.

Rosa von Praunheim hat mit einer hochkarätigen Besetzung – Meret Becker, Ben Becker, Otto Sander Kai Schumann, Wolfgang Völz, Friedel von Wangenheim – eine liebevolle Hommage geschaffen, die in Teilen etwas zu unkritisch ausgefallen ist.

]]>

Sa, 4.3.17, 22 Uhr: "Kumu Hina"

„Kumu Hina” („A Place in the Middle”) Dean Hamer, Joe Wilson, USA 2014, 77 min., OF! In ihrer Doku tauchen Dean Hamer und Joe Wilson in die hawaiianische Trans*Kultur der Mahu ein. Sie treffen in Honolulu auf Hina, die Schulkinder als „Kumu“ (Lehrer/in) in polynesischen Traditionsgesängen und -tänzen unterrichtet. Dass Hina eine Trans*Frau ist, ist Teil ihrer Mission, denn in der hawaiianischen Kultur war es üblich, alte Bräuche von Menschen weitergeben zu lassen, die ihre Geschlechtsidentität „in der Mitte“ zwischen Frau und Mann ansiedelten. Wer den Glauben an ein Leben im Zeichen des „Aloha“ (Würde und Respekt) verloren hat, gewinnt ihn bei diesem Film zurück. „Kumu Hina“ ist gleichzeitig eine Verneigung vor seiner charismatischen Titelheldin und eine schillernde Utopie. Hier wird gelacht, geweint, gesungen und getanzt, und dabei ganz zart und beiläufig die Hoffnung geweckt, dass eine Gesellschaft möglich ist, in der Mädchen die besseren Jungen sein können und umgekehrt. https://youtu.be/IDaAoYZUlUA J100 Kumu_Hina_8 Kumu_Hina_9 Hina_Hema_3 Kumu_Hina_1 Kumu_Hina_2 Kumu_Hina_3 Kumu_Hina_4a Kumu_Hina_5 Kumu_Hina_6  ]]>

Sa, 4.2.17, 22 Uhr: "Anders als die Andern"

„Anders als die Andern” Richard Oswald, Deutschland 1919, Fragment, 51 min., Stummfilm mit Musik, & „Zusatzmaterial“ Die Novemberrevolution von 1918 bereitete mit dem Kaiserreich auch der Zensur ein Ende. Auch Homosexuelle machten sich die neuen Freiräume zunutze: Unter anderem wurde im Sommer 1919 mit Richard Oswalds „Anders als die Andern“ der Film als neues aufstrebendes Medium genutzt, um die Bevölkerung über Homo­sexua­li­tät aufzuklären. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Erpressungsfall mit fatalen Folgen für den erpressten Mann (Conrad Veidt). Der Film illustriert die Bedrohung von Männern, die mit Männern Sex haben, durch den § 175 des Strafgesetzbuches und die gesellschaftliche Ächtung. Der Sexual­wissen­schaft­ler Magnus Hirschfeld, der Pionier der Homosexuellenbewegung des Kaiserreiches, trat im Film selbst als Experte auf. Der Film war Rechten ein Dorn im Auge und fiel schnell der wiedereingeführten Zensur zum Opfer. Vorführungen wurden in mehreren Städten von Rechtsradikalen gestört. https://youtu.be/11bYYqkTiRs anders1 anders2 anders3 Anders-als-die-andern_01 Anders_als_die_Andern_Logo_001.svg  ]]>

Sa, 7.1.17, 20 Uhr: "Lawrence of Arabia"

BEGINN: 20 UHR

„Lawrence of Arabia”

David Lean USA 1962, Neufassung, 227 min., OmU Der mit sieben Oskars prämierte Film erzählt eine wahre Geschichte: Der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O’Toole) wird im Ersten Weltkrieg zum militärischen Geheimdienst in Kairo versetzt. Die Briten kämpfen gegen die mit den Deutschen verbündeten Türken. T. E. Lawrence gewinnt, nicht zuletzt, weil er sich der Lebensweise der Beduinen anpasst, das Vertrauen von Prinz Faisal und anderen arabischen Scheichs. Er überredet sie im Auftrag der britischen Regierung zu einem Aufstand gegen das Osmanische Reich und wird militärischer Führer ihrer unerwartet äußerst erfolgreichen Armee. Die Araber streben ein panarabisches Großreich an, das den Interessen der Briten widerspricht und nicht errichtet werden kann.   Liebevoll erzählt David Lean die Geschichte mit monumentalen Bildern. Wer um Lawrence‘ Interesse an Männern weiß, wird die dezente, aber klare Darstellung von Homosexualität immer wieder im Film entdecken. https://youtu.be/a3tuBFHuYV4 lawrence-of-arabia-2 lawrence-of-arabia-3 lawrence-of-arabia-4 lawrence-of-arabia-5 lawrence-of-arabia-6 lawrence-of-arabia-7 lawrence-of-arabia-1]]>

Sa, 3.12.16, 22 Uhr: "Queen of Amsterdam" ("Chez Nous")

„Queen of Amsterdam” („Chez Nous“) Tim Oliehoek, NL 2013, 101 min., OmdU Bertie (Alex Klaasen), der Travestie-Star des alteingesessenen Amsterdamer „Ches Nous“, unterstützt den alternden Adje (John Leddy) dabei, die Bar zu führen. Bertie ist bei Adje aufgewachsen, weil Berties Vater Helmer (Peter Faber) wegen verschiedener Gaunereien im Knast war. Zwischen Bertie und Helmer kommt es zu einem Konflikt, als dieser nach Jahren im Knast in der Bar auftaucht, um Bertie kennenzulernen. Als Adje nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus landet und Bertie mit einigen Stammgästen die Bar führt,stellen sie fest, dass die Bar hochverschuldet ist und versteigert werden muss, wenn nicht ein Wunder geschieht. De Beer (Jack Wouterse), der Betreiber der benachbarten Heterokneipe nebenan, reibt sich bereits die Hände, denn schon seit langem will er sein Etablissement erweitern. Um das zu verhindern, schmieden die FreundInnen mit Helmers Hilfe einen Plan: Während des Gay-Pride wollen sie das Durcheinander der Veranstaltung nutzen, um kostbare Juwelen zu stehlen. Die weiteren Handlungsstränge betreffen die Frage des Coming-outs von de Beers Sohn, in den sich einer der Freunde verliebt hat und eine heterosexuelle Familie, deren Vater auch zum Freundeskreis gehört, was für seine Frau Fragen aufwirft. Tim Oliehoek hat eine amüsante Komödie geschaffen, die eine interessante Geschichte stringent erzählt und mit Klischees meisterhaft spielt. https://youtu.be/l_rxEjpnFFo   qoa04 poster-queen-of-amsterdam qoa01 qoa02 qoa03]]>

Sa, 5.11.16 22 Uhr: "Klänge des Verschweigens"

Klänge des Verschweigen Klaus Stanjek, D 2012, 90 min. Der Dokumentarfilmer Klaus Stanjek versucht die Biographie seines Lieblingsonkels Willi Heckmann während der NS-Zeit zu beleuchten. Dem erfolgreichen Sänger und Pianisten wurde sein bisexuelles Begehren in der Zeit der verschärften Homo­sexu­el­len­verfolgung (1936-1938) zum Verhängnis. Nach Denunziation und Verhaftung wurde er (unter bisher ungeklärten Umständen) 1937 ins KZ Dachau deportiert, später von da ins KZ Maut­hausen. Trotz der extrem harten Umstände (lang­jährige Arbeit im Steinbruch, Bunkerhaft, Rosa-Winkel-Kennzeichnung) konnte er das KZ über­leben. In seiner Familie regierte das Gesetz des Schweigens. Eine Reihe von Familien­dynamiken verhinderten bis zu Heckmanns 90. Geburtstag das offene Gespräch über sein Schicksal. Mit viel Sachverstand und Liebe zeichnet Stanjek ein Porträt seines Onkels, dokumentiert die eigene Spurensuche  und beschreibt den Akt der Offenlegung innerhalb der Familie, ohne bloß­zustellen. kdv01 kdv09 kdv08 kdv07 kdv06 kdv05 kdv04 kdv03 kdv02   https://youtu.be/ZmHsl28cQ5Y]]>

Sa. 22.10. 22:30 Uhr: "Chocolate Babies"

LesBiSchwulen Filmtagen / International Queer Film Festival präsentiert die Q-Movie Bar:

Chocolate Babies

Stephen Winter, (US, 1996, 83’), engl. OF

1997 feierte der Film auf der Berlinale in Deutschland Premiere. Stephen Winter hat seiner Community darin ein schrill-glitzerndes und hochintelligentes Denkmal gesetzt. Eine Gang von „Black Drag Queens with a political agenda“ versetzt darin das konserva­tive politische Establishment in Angst und Schrecken. Die Diskriminierungen des Alltags und den krassen Ausschluss aus der Gesundheitsversorgung wollen sie nicht länger kampflos hinnehmen. Sie beschließen in den bewaffneten Kampf zu ziehen und füllen den Begriff „queer political activism“ mit neuem Leben. Doch allein da bleibt diese gelungene Satire nicht stehen. Geschickt verwebt Winter viele wichtige Themen und marginalisierte Gruppen in seinen Plot. Die Auseinandersetzung mit feministischen Themen, Frauen und AIDS, Wahl- und Herkunftsfamilie, Rassismus, Homophobie und tödliche Gesundheitspolitik werden lautstark, glamourös und konfrontativ durchdekliniert. Zudem verklärt er seine Figuren nicht, sondern zeigt sie in all ihrer Inkonsequenz und streitbaren Haltung, als leidenschaftliche gebrochene Anti-Helden.
 
“Chocolate Babies” is a colourful satire about a bunch of HIV-positive Asian and black drag queens who decide to take matters into their own hands and fight the government’s apathy toward AIDS. Stephen Winter has created a deeply intelligent and sparkling homage to his community, which was dying of AIDS and homophobia in the 90s. Welcome to the world of queer indie filmmaking!
Am 22.10.2016 um 22:30 Uhr im B-Movie, Brigittenstraße 5, Hinterhof.
]]>

Sa. 15.10.16 22 Uhr: "Orlando"

Orlando Sally Potter, GB und andere, 1992; 94 min., 35 mm, OmU Als wäre es nicht weiter verwunderlich wacht der im 16. Jahrhundert geborene und immer jung gebliebene Edelmann Orlando zu Beginn des 18. Jahrhunderts unvermittelt als Frau aus einem Schlaf auf. Sie betrachtet sich im Spiegel und meint ruhig: „Dieselbe Person. Überhaupt kein Unterschied. Nur ein anderes Geschlecht.“ Eine einsame junge Frau bleibt Orlando auch während der folgenden Jahrhunderte. Am Ende sehnt sie sich nach Sterblichkeit. Aus Virginia Woolfs 1928 veröffentlichtem surrealen Roman Orlando. A Biography (Orlando. Eine Biografie), einem feinsinnigen und ideenreichen Fantasiewerk mit Anspielungen auf den Lebenslauf ihrer Freundin Vita Sackville-West, machte die vielseitige Künstlerin Sally Potter einen ganz besonderen Film und führte die im Roman 1928 endende Handlung bis in die Gegenwart (1992) weiter. Orlando ist ein opulent ausgestatteter, wunderbarer Kinofilm mit episodenhafter Struktur. Die edlen Bilder sind von außergewöhnlicher Ästhetik, bleiben jedoch immer etwas distanziert, als ob Sally Potter gefühlvolle Reaktionen der Zuschauer vermeiden wollte. Tilda Swinton ist schlichtweg die Idealbesetzung der androgynen Titelrolle. (Dieter Wunderlich) https://youtu.be/XYA7vCkKFls orlando01 orlando03 orlando02 orlando09 orlando08 orlando07 orlando06 orlando05 orlando04          ]]>

Sa. 3.9.16 22 Uhr: "Geron" ("Gerontophilia")

Geron (Gerontophilia) Bruce LaBruce, Kanada 2013, 82 min, OmU Aus Kanada kommen oft besondere Meisterwerke, so auch Geron von Skandal-Maestro, Provokateur und TEDDY-Preisträger Bruce LaBruce (Hustler White, The Raspberry Reich). Statt wie bisher auf einen sexuell expliziten Trashfilm zu setzen, beweist LaBruce, dass er auch anders kann und erzählt auf liebevolle Weise die Geschichte des bildhübschen 18-jährigen Lake, der seine Vorliebe für ältere Männer entdeckt. Als Pfleger kommt er dem charmanten und charismatischen Mr. Peabody (wundervoll gespielt von Walter Borden) näher und beschert dem Grand Seigneur einen zweiten Frühling. Ein romantisches Roadmovie ganz im Stil von Harold & Maude – kühn, zärtlich und herausfordernd, doch gleichzeitig humorvoll und herzlich. Ausgezeichnet mit dem Grand Prix Focus des Festivals du Nouveau Cinéma, Montreal. geron_01 geron_02 geron_03 geron_04 geron_05 geron_06                           https://youtu.be/L4plguHJWRc]]>

Sa. 2.7.16 22 Uhr: "Sommersturm"

Sommersturm Marco Kreuzpaintner, D 2004, 98 min Der Klassiker: Die Teenager Tobi (Robert Stadlober) und Achim (Kostja Ullmann) sind seit langem die besten Freunde, haben ein enges körperliches Verhältnis und wixen auch zusammen. Dann entwickelt sich aber das Begehren auseinander: Tobi merkt, dass er in Achim verliebt ist, kann es ihm aber nicht sagen, während Achim seine Liebe zu Sandra entdeckt. Dies alles kulminiert auf einer Ruderfreizeit: Tobi und Achim streiten sich heftig, nicht zuletzt, weil Tobi eifersüchtig auf Sandra ist. Weniger klassisch: Tobi findet in mehrerlei Hinsicht Trost bei den „Queerschlägern“, einer schwulen Rudergruppe aus Berlin, die auch an der Freizeit teilnimmt, mit gängigen Klischees aufräumt und unterschiedliche schwule Jungs zeigt. Der nicht nur wettertechnisch über die Jugendlichen hereinbrechende Sturm führt letztlich nicht nur zu einer lustvollen Nacht für mehrere FahrtteilnehmerInnen und zum Coming-out Tobis, sondern auch zu einem Emanzipations- und Toleranzschub für viele TeilnehmerInnen der Ruderfreizeit, nicht zuletzt für den homophoben Schorsch, der sich Maltes (Hanno Koffler) kaum noch erwehren kann. Der Film zeichnet sich durch wundervolle Sommerbilder, die gut die diffusen Stimmungen einfangen, und überzeugende DarstellerInnen aus. Sommersturm 01 sommersturm-robert-stadlober-kostja-ullmann-4-rcm0x1920u sommersturm 07 sommersturm 12 sommersturm 13 Sommersturm low sommersturm-robert-stadlober-20-rcm0x1920u sommersturm-tristano-casanova-mit-blauem-handtuch-18-rcm0x1920u sommersturm-robert-stadlober-10-rcm0x1920u                               https://youtu.be/npMKT99cuA8]]>