Orlando
Sally Potter, GB und andere, 1992; 94 min., 35 mm, OmU
Als wäre es nicht weiter verwunderlich wacht der im 16. Jahrhundert geborene und immer jung gebliebene Edelmann Orlando zu Beginn des 18. Jahrhunderts unvermittelt als Frau aus einem Schlaf auf. Sie betrachtet sich im Spiegel und meint ruhig: „Dieselbe Person. Überhaupt kein Unterschied. Nur ein anderes Geschlecht.“ Eine einsame junge Frau bleibt Orlando auch während der folgenden Jahrhunderte. Am Ende sehnt sie sich nach Sterblichkeit.
Aus Virginia Woolfs 1928 veröffentlichtem surrealen Roman Orlando. A Biography (Orlando. Eine Biografie), einem feinsinnigen und ideenreichen Fantasiewerk mit Anspielungen auf den Lebenslauf ihrer Freundin Vita Sackville-West, machte die vielseitige Künstlerin Sally Potter einen ganz besonderen Film und führte die im Roman 1928 endende Handlung bis in die Gegenwart (1992) weiter.
Orlando ist ein opulent ausgestatteter, wunderbarer Kinofilm mit episodenhafter Struktur. Die edlen Bilder sind von außergewöhnlicher Ästhetik, bleiben jedoch immer etwas distanziert, als ob Sally Potter gefühlvolle Reaktionen der Zuschauer vermeiden wollte. Tilda Swinton ist schlichtweg die Idealbesetzung der androgynen Titelrolle. (Dieter Wunderlich)
https://youtu.be/XYA7vCkKFls
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Schlagwort: Geschichte
Sa. 6.2.16 22 Uhr: "The Celluloid Closet"
The Celluloid Closet (Gefangen in der Traumfabrik) Rob Epstein, Jeffrey Friedman, USA 1995, 107 Min, DF/OmU
Der Film basiert auf einem Buch von Vito Russo, der historisch untersuchte, wie Filme – speziell aus Hollywood – Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Charaktere darstellen.
In der Dokumention werden diverse Persönlichkeiten mit Verbindungen zur Hollywood-Industrie gebeten, verschiedene Filmausschnitte zu kommentieren und von ihren persönlichen Erfahrungen im Umgang mit LGBT-Charakteren zu erzählen. Die Thematik erstreckt sich von Tunten (engl. sissy) über die Zensur anhand des Hays Codes, verschlüsselte homosexuelle Figuren und Stereotypen bis zum Fortschritt in den frühen 1990ern.
Es war Vito Russos Wunsch, dass aus seinem Buch eine filmische Dokumentation wird und er half beim Filmprojekt, bis er 1990 starb. Manche Kritiker merkten an, dass der Film weniger politisch war als das Buch und mit einem positiveren Tenor endet. Russo hatte sich jedoch gewünscht, dass die Dokumentation unterhalten und auch die positiven Veränderungen reflektieren sollte, die sich für die 1990er Jahre abzeichneten. (aus wikipedia)
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