… (fast) jeden ersten Samstag im Monat ein queerer Film, davor und anschließend Bar – im B-Movie, Brigittenstraße 5 (Hinterhof), 20359 Hamburg-St.Pauli
Der
Film zeigt Truman Capotes (Philip Seymour Hoffman) Recherchen zu
seinem 1966 veröffentlichten Roman Kaltblütig,
der von einer wahren Begebenheit berichtet, einem Mord an vier
Mitgliedern einer Farmerfamilie in Holcomb, Kansas. Trotz seines
exzentrischen Verhaltens gelingt es Capote, das
Vertrauen der Bevölkerung der Kleinstadt zu
gewinnen, auch das des zum Tod verurteilten Mörders, den er mit
Versprechen, die er nicht einhält, als Quelle für seinen
Roman über die Morde nutzt. Das eigene Erkennen dieses
unmoralischen Verhaltens trägt
offensichtlich erheblich zu einer lebenslangen Krise
Capotes bei.
Bennett Millers Independentfilm basiert auf Capotes Autobiographie und zeigt ihn schonungslos als klugen Egozentriker mit eigenen Abgründen.
Ende
der 60er Jahre trifft der College-Absolvent Robert Mapplethorpe in New York auf die quirlige Patti Smith, nicht ahnend, dass diese später zur
Punk-Rock-Queen aufsteigen und er selbst Berühmtheit erlangen wird. Gemeinsam
zieht das junge Paar ins Chelsea-Hotel, Dreh- und Angelpunkt der jungen,
modernen Kunstszene. Mit einer geschenkten Kamera wagt Mapplethorpe erste
fotografische Experimente. Nach Entdeckung seiner Homosexualität wird seine
Kunst zunehmend erotisch. Zunächst als Pornografie abgelehnt, findet seine
Kunst Förderer, die er auch zu seinen Liebhabern macht. Mapplethorpes Arbeiten
werden zur Sensation, doch sein fast obsessiver Kampf um Anerkennung und sein
exzessiver Lebensstil treiben den ehrgeizigen Künstler immer weiter an den
Abgrund.
Auch drei Jahrzehnte nach seinem Tod zählen Robert Mapplethorpes Celebrity-Portraits, Blumen-Kompositionen und vor allem seine Milieustudien der New Yorker BDSM Undergroundszene zu den Meilensteinen der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Ondi Timoner spürt in ihrem Biopic dem Innenleben des kontroversen Künstlers nach, der sich selbst als „modernen Michelangelo“ bezeichnete. „Doctor Who“-Star Matt Smith überzeugt in der Darstellung des ehrgeizigen Fotografen mit gefährlich selbstzerstörerischen Impulsen.
Piotr Matwiejczyk, PL 2005, 56 min., OmU, digital mit Bodo Kox, Dawid Antkowiak, Daria Iwan, Goria Kornyluk
Gabriel und Robert lieben sich. Robert versteckt ihre Beziehung vor der Welt, was zu komischen Avancen seiner Arbeitskolleg*innen führt. Gabriel hingegen möchte ihre Liebe allen mitteilen, was den vor ihrem Block lauernden Typen nicht gefällt. Inmitten der Arbeitsroutine Roberts und des Heimalltags Gabriels erscheint plötzlich Natalia, die Gabriel ihre dreijährige Tochter anvertraut. Diese Situation führt schon bald zur Anspannung zwischen den zwei Verliebten …
Als der erste schwule Film aus Polen angekündigt, ist Homo Father eine formal kreative, auf Mini-DV gedrehte Komödie über Liebe und Kinderwunsch. Mit einem dynamischen Schnitt, bissigen Dialogen und liebevollen Charakteren schafft der Film einen guten Spagat zwischen Humor und tiefer Berührung.
Ein Film über Liebe und Kinderwunsch, der zwischen Komödie und tiefer Berührung balanciert.
Als der Achtjährige Brian (Brady
Corbet) im Keller seines Elternhauses zu sich kommt, kann er
sich nicht daran erinnern, was in den letzten Stunden mit ihm
passiert ist. Die für ihn nächstliegende Erklärung scheint
eine Entführung durch Außerirdische zu sein. Der gleichaltrige Neil
(Joseph Gordon-Levitt) erlebt um die gleiche Zeit eine ähnlich
schicksalhafte Erfahrung, als er sich in den Trainer seiner
Baseballmannschaft verliebt.
Zehn Jahre später sucht Brian nach einer Erinnerung an das Erlebte und ahnt, dass Neil der Schlüssel zur Erinnerung sein könnte. Der arbeitet mittlerweile als Stricher und hat gerade die Kleinstadt verlassen um in New York sein Glück zu suchen. Erst als Neil zum Weihnachtsbesuch in der Stadt ist, treffen sich die beiden und plötzlich ergeben die einzelnen Puzzleteile einen Sinn und sie erkennen, welch dunkles Geheimnis sie verbindet und was ihre Narben, sowohl innerlich als auch äußerlich, zu bedeuten haben…
Samuel van Grinsven; Aus 2019, 83 Min; digital; FSK: 16
Sequin ist 16 und erkundet sein Begehren mit anonymen Sexdates, die er über Apps klar macht. Dabei hat er nur eine Regel: Nie einen Kerl zweimal treffen! Bis er über einen Chat im Blue Room landet, einer mysteriösen Gruppensex-Party ohne Limits. Sequin gerät in den Bann eines betörenden Fremden – und muss ihn am nächsten Tag unbedingt wiedersehen! Der Beginn einer gefährlichen Suche nach dem Objekt der Begierde.
Coming-of-Age in Zeiten von Grindr, Gayromeo und Co.: In seinem berauschenden Debütfilm bettet Samuel Van Grinsven das sexuelle Erwachen eines Teenagers in einen lustvollen Thrillerplot, in dem der australische Shooting-Star Conor Leach als rothaariger Twink im Pailettenhemd funkelt.
Stephan Elliott; Australien 1994; 104 Min; 35mm!; Deutsche Fassung
Zwei Drag Queens (Anthony/Mitzi und Adam/Felicia) und Transfrau Bernadette, für ihre Show schon weithin bekannt, bekommen das Angebot von Mitzis Exfrau, in ihrem Casino in Alice Springs, einem abgelegenen Ort in der australischen Wüste zu performen. Sie wagen sich an das Abenteuer und reisen mit Priscilla, ihrem Pink lackierten Schulbus quer durchs australische Outback. Der Trip ist reich an kuriosen Begegnungen mit eigenartigen Charakteren und zickigen Streits. Doch ist das Trio auch nicht vor homophoben Angriffen gefeit. Erst in Alice Springs erfahren die anderen, dass Mitzi auch noch einen Sohn hat.
Die spezielle Mischung aus Komik und Tiefgang ist es, die Priscilla, Queen of the Desert zu einem Road Movie der besonderen Art macht – unterlegt unter anderem von den Disco-Evergreens der Village People, von Gloria Gaynor, Patti Page und (natürlich) ABBA.
El último verano de la Boyita – Mein Sommer mit Mario
Julia Solomonoff, Argentinien/Spanien/Frankreich 2009, 88 min., Digital, FSK 12
Da ihre pubertierende ältere Schwester sich ihr entzieht, verbringt Jorgelina mit ihrem Vater den Sommer auf einer Ranch auf dem Lande. Dort entwickelt sich zwischen ihr und Mario eine enge Freundschaft. Oft hat der nur wenig ältere Mario für die etwa zehnjährige Jorgelina nicht viel Zeit. Schließlich muss er seinen Eltern bei der Arbeit helfen – und er trainiert gerade für ein Pferderennen. Ein wichtiges Ereignis für ihn, will er doch damit endlich als junger Mann in seinem Dorf anerkannt werden!
Die Freundschaft wird überschattet von einem
wichtigen Geheimnis: Eines Tages entdeckt Jorgelina einen Blutfleck auf Marios
Sattel und einen anderen an seiner Hose. Sie versucht zu verstehen: Warum ist
Mario nicht so wie anderen Jungen sind?
Ruhig und einfühlsam erzählt dieser argentinische
Film mit natürlich wirkenden jungen Laiendarsteller#innen davon, dass Menschen
„intersexuell“ sein können.
Ein Film über die Liebe zweier junger
Frauen in Teheran: Nach außen hin nur beste Freundinnen, nutzen die
Schülerinnen die Freiräume, die sich ihnen im Rahmen der Jugend-Subkultur und
im heimischen Schutz einer liberalen Familie bieten. Als der Bruder eines der
Mädchen, ein religiöser Fanatiker, in die Familie zurückkehrt, droht der
Kollaps.
Der Erstlingsfilm einer iranisch-amerikanischen Filmemacherin porträtiert als realistische Allegorie eindringlich die Schizophrenie einer Gesellschaft, in der sich die Sehnsucht nach Freiheit und Vergnügen zwar Nischen sucht, was aber nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit und überschattet von der Drohung staatlicher Restriktionen geschieht.
Bitte beachtet die am Veranstaltungsabend geltenden Einlassbedingungen des B-Movie (Stand 16.03.22 ist das „FP2-Maske und bei Verzehr: 3G“, s. Startseite B-Movie,).
Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR
Barbara Wallbaum, D 2019, 115 min., digital
Uferfrauen begleitet sechs Protagonistinnen, die
in Groß- und Kleinstädten in Nord und Süd der DDR lebten und jede Menge zu
erzählen haben: Die Frauen lassen das Publikum an ihrem damaligen Lebensalltag
teilhaben, an ihrem Kampf um Selbstbestimmung, der ersten Liebe, unkonventioneller
Familienplanung sowie Konflikten mit der SED und dem Gesetz.Uferfrauen vermittelt das omnipräsente Gefühl von der Einsamkeit
als Außenseiterin, der gesellschaftlichen Tabuisierung von Homosexualität, dem
Zwang nach Konformität und der Anpassung in einem repressiven Staat – ein Leben
am (privaten) Rand der Gesellschaft, immer im persönlichen Zwiespalt, ins kalte
Wasser zu springen oder am sicheren Ufer zu bleiben.
Out in Ost-Berlin. Lesben und Schwule in der DDR
Jochen Hick, Andreas Strohfeldt, D 2013, 94 min., digital
Auch in der DDR erlebten die meisten Homosexuellen Angst und Schuldgefühle. Seit 1968 war männliche Homosexualität in der DDR straffrei, doch sie blieb ein Tabu. Viele Homosexuelle gerieten in den dramatischen Konflikt zwischen Heimatliebe und Protest gegen den sie ignorierenden Staat. Manche wollten einfach nur „ganz normal leben“, manche wehrten sich gegen ihre Ausgrenzung, andere kämpften für Freiräume und Emanzipation. Argwöhnisch beäugt vom MfS, organisierten sie sich unter dem Dach der evangelischen Kirche. Die „Homos“ wurden ein Politikum. Out in Ost-Berlin erzählt spannende, überraschende Geschichten aus dem Alltag einer Minderheit in der DDR.
Bitte beachtet die am Veranstaltungsabend geltenden Einlassbedingungen des B-Movie (Stand 26.01.22 ist das „2G+“, s. Startseite B-Movie,).
Benjamin
Simon
Amstell, GB 2018, 89 min.,OmU
Der
30-jährige Benjamin Oliver (Colin Morgan) ist ein aufstrebender
Londoner Filmemacher. Gerade dreht er seinen zweiten Film, in dem er
seine eigenen Bindungsprobleme verarbeitet. Bereits sieben Jahre
arbeitet er nun schon an dem Projekt und hat diesem dabei in seinem
Leben alles andere untergeordnet. Eine lange gewälzte
künstlerische Entscheidung stößt bei der Uraufführung auf ein
geteiltes Echo von Publikum und Kritik.
Am Abend vor der Premiere lernt er in einer Bar den erfolgreichen französischen Sänger Noah (Phénix Brossard) kennen und fühlt sich wie magisch zu ihm hingezogen. Benjamins Sinnkrise wird durch den ausbleibenden Erfolg verschärft, auch weil er nicht weiß, ob er bereit für die „wahre Liebe“ ist, jetzt wo seine Karriere in Trümmern liegt. Die beiden bewegen sich mit viel Freude und viel Schmerz zwischen Nähe und Distanz.