Sa, 3.1.26, 22 Uhr: „Carol“

Todd Haynes; USA, GB, F 2015; 119Min; FSK 6; Digital

Es ist kurz vor Weihnachten im Jahre 1952, als Carol Aird (Cate Blanchett) plötz­lich vor Therese Benlivet (Roo­ney Mara) steht, die als Verkäuferin arbeitet, aber eigentlich von einem ganz anderen Leben träumt. Die beiden Frauen kommen ins Gespräch, ein Kauf wird getätigt, ein paar Hand­schuhe auf der Theke ver­ges­sen, doch Therese hat wegen einer Lieferung die Adresse ihrer Kundin —so schnell und so zufällig kann sie passieren, die Liebe.

Ein paar Mal treffen sie sich dann, eine erste Berührung, eine erste Ahnung für Therese, dass da mehr sein könnte, dass Carol, die gerade in Scheidung lebt, mehr wollen könnte von ihr. Und dann die Einladung, doch ein paar Tage mit ihr wegzufahren, das Gefühl von Freiheit und schließlich der erste Sex. Doch eine Liebe wie diese ist nicht so einfach, erst recht nicht in den USA der frühen 1950er Jahre und schon gar nicht für eine Frau, die noch verheiratet ist und die eine Tochter hat. Denn als ihr Mann Harge einen Privatdetektiv auf die beiden Frauen ansetzt, steht das Sorgerecht für Carols Tochter auf dem Spiel. Der Film basiert auf einem Roman Patricia Highsmith‘, den sie 1952 unter Pseudonym veröffentlichte. Erst 1990 legte sie offen, dass sie die Autorin ist.

Sa. 6.12.25 22 Uhr: „Ein Virus kennt keine Moral“

Ein Virus kennt keine Moral

Rosa von Praunheim, Deutschland 1985/1986, 82Min, FSK 16, Digital

Ein reaktionärer Saunabesitzer will in seinem Etablissement keine Kondome verteilen, weil dies dem Geschäft schaden könnte. Eine Therapeutin bietet Todesmeditationen für Aids-Kranke an. Auf der Suche nach dem Ursprung der
Krankheit wird die Forscherin Prof. Dr. Blut vom „Institut für Seuchen, Pest und Tod“ von Grünen Meerkatzen gebissen und dabei mit dem Virus infiziert. – Am Ende haben alle Aids, die Pflegerinnen auf der Krankenstation schließen Wetten ab, wer zuerst sterben wird, und die Regierung verfrachtet alle Infizierten ins Exil nach Hell-Gay-Land.

Zusammen mit Protagonist:innen aus der Berliner Tunten- und Schwulenszene entwickelte Rosa von Praunheim innerhalb weniger Monate eine bitterböse Rundum-Attacke gegen schwule Dummköpfe, rücksichtslose Geschäftemacher in den eigenen schwulen Reihen, gegen zynische Mediziner:innen, die Spekulationspresse und verlogene Frömmler:innen. Die revueartige Kollektivproduktion überzeichnet schamlos und bildet doch nur leicht zugespitzt den Diskurs dieser Zeit ab. So gab es damals tatsächlich die monströse Idee, Helgoland zur Quarantäne-Insel für HIV-Infizierte zu machen…

Der zwischen Trash, Drama und Kolportage oszillierende Film war als erster deutscher Film zum Thema Aids der akuten Situation im Entstehungsjahr 1985 weit voraus. Mit der Aufführung nach über 40 Jahren soll die kreative und politische Energie vermittelt werden, mit der man 1985 auf die existentielle und damals schwer einzuschätzende Bedrohung reagierte. (Text nach Axel Schock)