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Film des Monats
Lebewohl, meine KonkubineChen Kaige, China / Hongkong / Taiwan1993, 171 Minuten, OmU Der Film erzählt die Geschichte zweier chinesischer Männer in der Zeit von 1925 bis 1977 in Peking. Inmitten der politischen Veränderungen steht die Pekingoper wie ein Fels in der Brandung. Die beiden Knaben Cheng Dieyi („Douzi“ – Stein) und Duan Xiaolou („Shitou“ – Bohne) werden an der wichtigen, aber sadistisch den Einzelnen gewaltsam unterwerfenden Schule von Meister Guan zu Sängern der traditionsreichen Pekingoper ausgebildet. Der sensible Cheng entwickelt sich zum Stardarsteller weiblicher Rollen. Besonders erfolgreich tritt er zusammen mit dem lebenslustigen und opportunistischen Duan in einer Oper aus dem 18. Jahrhundert auf, in der Geschichte des Suizids eines chinesischen Kaisers und seiner Konkubine. Heimlich liebt Cheng seinen Bühnenpartner. Der aber heiratet die Konkubine Juxian. Ihr persönliches Schicksal wird von zentralen historischen Ereignissen in China gesäumt. Sie erleben die Besetzung durch Japan sowie die Befreiung von der Armee des asiatischen Gegners, nehmen den Aufstieg Maos war und müssen mit der Kulturrevolution zurecht kommen. Die drei Protagonisten leiden unter den repressiven Verhältnissen an der Oper und in der Gesellschaft, die auch ihre Freundschaft zerstören.
Film des Monats
Pornöse TuntographieGitte Schmitz, D 2016, Programmdauer 90 min., OF(mU) Die Tunte als politisches Subjekt, der Sex als emanzipatorischer Akt: Wir laden ein zu einem fulminanten Abend mit Gitte Schmitz! Den roten Faden des Abends bilden 4 Kurzpornos, die sie gemeinsam mit unterschiedlichen Tunten in Göttingen und Berlin erarbeitet hat. Mit den Filmen verfolgt sie das Projekt, die Tunte als erotisches Subjekt zu re-sexualisieren. Dabei setzt sie ganz unterschiedliche tuntische Selbstdefinitionen mit viel Humor und Selbstironie in Szene. Angereichert wird das Programm mit weiteren pornografischen und erotischen Filmen, die sich mit ‚anderen‘, also nicht-mainstreamigen Darstellungsformen von Sexualität und Erotik auseinandersetzen. Gitte zeigt ihre und andere Pornographie zusammen mit spannenden Making-Of-Geschichten direkt vom Film-Set. Nachdem sie durch London, Berlin und Osnabrück getourt haben, sind die Tuntenpornos nun zum ersten Mal in einem Hamburger Kino zu sehen. Durch den Abend führt die Gastgeberin in ihrer Paraderolle: sie ist Gitte Schmitz. Film des Monats
Eisenstein in GuanajuatoPeter Greeneway, NL/MX/FI/BE 2015, 105 min., OmU 1931, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, reist der sowjetische Filmemacher Sergej Eisenstein nach Mexiko, um dort einen neuen Film zu drehen. Nach einer Abfuhr aus Hollywood und vom stalinistischen Russland unter Druck gesetzt, kommt er in Guanajuato an und begibt sich unter die Obhut seines attraktiven Führers Palomino Cañedo. In der farbenfrohen Stadt entdeckt der unbeholfene Meisterregisseur neue Zusammenhänge zwischen Eros und Thanatos, Sexualität und Tod, für die er zwar im Film schon immer meisterhafte Bilder fand, die ihm aber noch nie so nah auf den Leib gerückt waren. Greenaway erzählt davon mit kräftigen Farben und großem Schwung. Er zaubert mit Splitscreen, Inserts, Wiederholungen und Animationen, spielt dabei auch auf Eisensteins „Montage der Attraktionen«“ an. Mehrere zentrale Szenen inszeniert er ganz auf Figuren und Handlung konzentriert, so dass man in die Erzählung eintauchen kann. Dann wieder tobt ein assoziativer Wirbelsturm aus Bildfragmenten, zerfetzten zeitgenössischen Fotografien und Ausschnitten aus Eisensteins Filmen und erinnert daran, dass die Spielszenen eben nur Spiel sind. Ein sehenswerter Bildersturm, der ein intellektuelles wie sinnliches Vergnügen bereitet. Film des Monats
Prick up Your EarsStephen Frears, GB 1987, 110 min., OF Stephen Frears verfilmte 1987 nach My Beautiful Laundrette von 1985 einen Teil der Biographie des britischen Dramatikers Joe Orton (Garry Oldman). Im Mittelpunkt steht die 16 Jahre währende chaotische Beziehung zwischen Orton und Kenneth Halliwell (Alfred Molina). Offensichtlich treiben Neid, Eifersucht, Minderwertigkeitskomplexe und Verlustängste Halliwell 1967 dazu, zunächst Orton und dann sich selbst zu töten. Die Geschichte wird in Rückblicken von der Ortons Agentin (Vanessa Redgrave) erzählt. Stephen Frears gelang mit dieser schwarzen bizarren Komödie der internationale Durchbruch und er zeigte, dass man mit schwulen Themen durchaus kommerzielle Erfolge erzielen kann. Film des Monats
Freier FallStephan Lacant, D, 2013, 100 min. Karriereaussichten bei der Bereitschaftspolizei, Nachwuchs unterwegs, die Doppelhaushälfte von den Eltern vorfinanziert: Marcs Leben ist gut eingerichtet. Doch dann lernt er bei einer Fortbildung den Kollegen Kay kennen. Der bringt ihm beim gemeinsamen Lauftraining ein neues Gefühl von Leichtigkeit bei – und wie es ist, Gefühle für einen Mann zu entwickeln. Hin- und hergerissen zwischen der ihm vertrauten Welt und dem Rausch der neuen Erfahrung gerät ihm sein Leben zusehends außer Kontrolle. Im freien Fall kann Marc es niemandem mehr recht machen. Am wenigsten sich selbst. Stephan Lacant stellt Polizisten in den Mittelpunkt, die sich ineinander verlieben, also Männer, die auf Grund ihres Berufes mit einer besonders engen Definition von Maskulinität konfrontiert sind. Der Film nimmt neben der Verwirrung eines gestandenen Heteros hiermit ein weiteres Thema in den Blick, nämlich nicht nur eine gleichgeschlechtliche Liebe, sondern auch das Mobbing Homosexueller in einer männlich dominierten Gruppe. Film des Monats
Im Mai erscheint ein Bericht von Amnesty International zu Menschen in Deutschland, die wegen ihrer körperlichen Geschlechtsmerkmale schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Im Laufe des Jahres wird es Aktionen geben, um auf die Situation intergeschlechtlicher Menschen aufmerksam zu machen. Gender TroubleRoz Mortimer, Großbritannien 2003, 24 min., OmU Vier intergeschlechtliche Menschen erzählen in „Gender Trouble“ offen und selbstbewusst von ihren sehr unterschiedlichen Lebenswegen. Orchids – My intersex AdventurePhoebe Hart, Australien 2010, 60 min., OmeU Orchideen sind zarte und empfindliche Gewächse. Deswegen würde niemand auf die Idee kommen, ihre Blätter zusammenzunähen und die Blüten zu zerschneiden. Ganz im Gegensatz zu Menschen, die nicht in ein binäres Schema von männlich und weiblich passen. Phoebe Hart zeichnet in ihrer autobiographischen Dokumentation ein fassbares Bild von intersexuellen Menschen, zu deren leben in unserer Zeit noch immer Pathologisierung und Verstümmelung gehören. Zusammen mit ihrer Schwester geht sie auf einen Kamera-Roadtrip quer durch Australien. Dabei wird sie mit den Lebensgeschichten anderer australischer Intersexueller konfrontiert und wächst gemeinsam mit ihnen an den geteilten Erfahrungen. Die Dokumentation hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen.
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Der Einstein des Sex – Leben und Werk des Dr. Magnus HirschfeldRosa von Praunheim, D, 1999, 100 min. Rosa von Praunheim hat mit einer hochkarätigen Besetzung – Meret Becker, Ben Becker, Otto Sander Kai Schumann, Wolfgang Völz, Friedel von Wangenheim – eine liebevolle Hommage geschaffen, die in Teilen etwas zu unkritisch ausgefallen ist. Film des Monats
„Kumu Hina” („A Place in the Middle”)Dean Hamer, Joe Wilson, USA 2014, 77 min., OF! In ihrer Doku tauchen Dean Hamer und Joe Wilson in die hawaiianische Trans*Kultur der Mahu ein. Sie treffen in Honolulu auf Hina, die Schulkinder als „Kumu“ (Lehrer/in) in polynesischen Traditionsgesängen und -tänzen unterrichtet. Dass Hina eine Trans*Frau ist, ist Teil ihrer Mission, denn in der hawaiianischen Kultur war es üblich, alte Bräuche von Menschen weitergeben zu lassen, die ihre Geschlechtsidentität „in der Mitte“ zwischen Frau und Mann ansiedelten. Wer den Glauben an ein Leben im Zeichen des „Aloha“ (Würde und Respekt) verloren hat, gewinnt ihn bei diesem Film zurück. „Kumu Hina“ ist gleichzeitig eine Verneigung vor seiner charismatischen Titelheldin und eine schillernde Utopie. Hier wird gelacht, geweint, gesungen und getanzt, und dabei ganz zart und beiläufig die Hoffnung geweckt, dass eine Gesellschaft möglich ist, in der Mädchen die besseren Jungen sein können und umgekehrt.
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„Anders als die Andern”Richard Oswald, Deutschland 1919, Fragment, 51 min., Stummfilm mit Musik, & „Zusatzmaterial“ Die Novemberrevolution von 1918 bereitete mit dem Kaiserreich auch der Zensur ein Ende. Auch Homosexuelle machten sich die neuen Freiräume zunutze: Unter anderem wurde im Sommer 1919 mit Richard Oswalds „Anders als die Andern“ der Film als neues aufstrebendes Medium genutzt, um die Bevölkerung über Homosexualität aufzuklären. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Erpressungsfall mit fatalen Folgen für den erpressten Mann (Conrad Veidt). Der Film illustriert die Bedrohung von Männern, die mit Männern Sex haben, durch den § 175 des Strafgesetzbuches und die gesellschaftliche Ächtung. Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, der Pionier der Homosexuellenbewegung des Kaiserreiches, trat im Film selbst als Experte auf. Der Film war Rechten ein Dorn im Auge und fiel schnell der wiedereingeführten Zensur zum Opfer. Vorführungen wurden in mehreren Städten von Rechtsradikalen gestört.
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BEGINN: 20 UHR„Lawrence of Arabia”David Lean USA 1962, Neufassung, 227 min., OmU Der mit sieben Oskars prämierte Film erzählt eine wahre Geschichte: Der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O’Toole) wird im Ersten Weltkrieg zum militärischen Geheimdienst in Kairo versetzt. Die Briten kämpfen gegen die mit den Deutschen verbündeten Türken. T. E. Lawrence gewinnt, nicht zuletzt, weil er sich der Lebensweise der Beduinen anpasst, das Vertrauen von Prinz Faisal und anderen arabischen Scheichs. Er überredet sie im Auftrag der britischen Regierung zu einem Aufstand gegen das Osmanische Reich und wird militärischer Führer ihrer unerwartet äußerst erfolgreichen Armee. Die Araber streben ein panarabisches Großreich an, das den Interessen der Briten widerspricht und nicht errichtet werden kann.
Liebevoll erzählt David Lean die Geschichte mit monumentalen Bildern. Wer um Lawrence‘ Interesse an Männern weiß, wird die dezente, aber klare Darstellung von Homosexualität immer wieder im Film entdecken. |
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