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Film des Monats
„Queen of Amsterdam” („Chez Nous“)Tim Oliehoek, NL 2013, 101 min., OmdU Bertie (Alex Klaasen), der Travestie-Star des alteingesessenen Amsterdamer „Ches Nous“, unterstützt den alternden Adje (John Leddy) dabei, die Bar zu führen. Bertie ist bei Adje aufgewachsen, weil Berties Vater Helmer (Peter Faber) wegen verschiedener Gaunereien im Knast war. Zwischen Bertie und Helmer kommt es zu einem Konflikt, als dieser nach Jahren im Knast in der Bar auftaucht, um Bertie kennenzulernen. Als Adje nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus landet und Bertie mit einigen Stammgästen die Bar führt,stellen sie fest, dass die Bar hochverschuldet ist und versteigert werden muss, wenn nicht ein Wunder geschieht. De Beer (Jack Wouterse), der Betreiber der benachbarten Heterokneipe nebenan, reibt sich bereits die Hände, denn schon seit langem will er sein Etablissement erweitern. Um das zu verhindern, schmieden die FreundInnen mit Helmers Hilfe einen Plan: Während des Gay-Pride wollen sie das Durcheinander der Veranstaltung nutzen, um kostbare Juwelen zu stehlen. Die weiteren Handlungsstränge betreffen die Frage des Coming-outs von de Beers Sohn, in den sich einer der Freunde verliebt hat und eine heterosexuelle Familie, deren Vater auch zum Freundeskreis gehört, was für seine Frau Fragen aufwirft. Tim Oliehoek hat eine amüsante Komödie geschaffen, die eine interessante Geschichte stringent erzählt und mit Klischees meisterhaft spielt.
Film des Monats
Klänge des VerschweigenKlaus Stanjek, D 2012, 90 min. Der Dokumentarfilmer Klaus Stanjek versucht die Biographie seines Lieblingsonkels Willi Heckmann während der NS-Zeit zu beleuchten. Dem erfolgreichen Sänger und Pianisten wurde sein bisexuelles Begehren in der Zeit der verschärften Homosexuellenverfolgung (1936-1938) zum Verhängnis. Nach Denunziation und Verhaftung wurde er (unter bisher ungeklärten Umständen) 1937 ins KZ Dachau deportiert, später von da ins KZ Mauthausen. Trotz der extrem harten Umstände (langjährige Arbeit im Steinbruch, Bunkerhaft, Rosa-Winkel-Kennzeichnung) konnte er das KZ überleben. In seiner Familie regierte das Gesetz des Schweigens. Eine Reihe von Familiendynamiken verhinderten bis zu Heckmanns 90. Geburtstag das offene Gespräch über sein Schicksal. Mit viel Sachverstand und Liebe zeichnet Stanjek ein Porträt seines Onkels, dokumentiert die eigene Spurensuche und beschreibt den Akt der Offenlegung innerhalb der Familie, ohne bloßzustellen.
LSF
Auf den LesBiSchwulen Filmtagen / International Queer Film Festival präsentiert die Q-Movie Bar: Chocolate BabiesStephen Winter, (US, 1996, 83’), engl. OF 1997 feierte der Film auf der Berlinale in Deutschland Premiere. Stephen Winter hat seiner Community darin ein schrill-glitzerndes und hochintelligentes Denkmal gesetzt. Eine Gang von „Black Drag Queens with a political agenda“ versetzt darin das konservative politische Establishment in Angst und Schrecken. Die Diskriminierungen des Alltags und den krassen Ausschluss aus der Gesundheitsversorgung wollen sie nicht länger kampflos hinnehmen. Sie beschließen in den bewaffneten Kampf zu ziehen und füllen den Begriff „queer political activism“ mit neuem Leben. Doch allein da bleibt diese gelungene Satire nicht stehen. Geschickt verwebt Winter viele wichtige Themen und marginalisierte Gruppen in seinen Plot. Die Auseinandersetzung mit feministischen Themen, Frauen und AIDS, Wahl- und Herkunftsfamilie, Rassismus, Homophobie und tödliche Gesundheitspolitik werden lautstark, glamourös und konfrontativ durchdekliniert. Zudem verklärt er seine Figuren nicht, sondern zeigt sie in all ihrer Inkonsequenz und streitbaren Haltung, als leidenschaftliche gebrochene Anti-Helden.
“Chocolate Babies” is a colourful satire about a bunch of HIV-positive Asian and black drag queens who decide to take matters into their own hands and fight the government’s apathy toward AIDS. Stephen Winter has created a deeply intelligent and sparkling homage to his community, which was dying of AIDS and homophobia in the 90s. Welcome to the world of queer indie filmmaking!
Am 22.10.2016 um 22:30 Uhr im B-Movie, Brigittenstraße 5, Hinterhof.
Film des Monats
OrlandoSally Potter, GB und andere, 1992; 94 min., 35 mm, OmU Als wäre es nicht weiter verwunderlich wacht der im 16. Jahrhundert geborene und immer jung gebliebene Edelmann Orlando zu Beginn des 18. Jahrhunderts unvermittelt als Frau aus einem Schlaf auf. Sie betrachtet sich im Spiegel und meint ruhig: „Dieselbe Person. Überhaupt kein Unterschied. Nur ein anderes Geschlecht.“ Eine einsame junge Frau bleibt Orlando auch während der folgenden Jahrhunderte. Am Ende sehnt sie sich nach Sterblichkeit. Aus Virginia Woolfs 1928 veröffentlichtem surrealen Roman Orlando. A Biography (Orlando. Eine Biografie), einem feinsinnigen und ideenreichen Fantasiewerk mit Anspielungen auf den Lebenslauf ihrer Freundin Vita Sackville-West, machte die vielseitige Künstlerin Sally Potter einen ganz besonderen Film und führte die im Roman 1928 endende Handlung bis in die Gegenwart (1992) weiter. Orlando ist ein opulent ausgestatteter, wunderbarer Kinofilm mit episodenhafter Struktur. Die edlen Bilder sind von außergewöhnlicher Ästhetik, bleiben jedoch immer etwas distanziert, als ob Sally Potter gefühlvolle Reaktionen der Zuschauer vermeiden wollte. Tilda Swinton ist schlichtweg die Idealbesetzung der androgynen Titelrolle. (Dieter Wunderlich)
Film des Monats
Geron (Gerontophilia)Bruce LaBruce, Kanada 2013, 82 min, OmU Aus Kanada kommen oft besondere Meisterwerke, so auch Geron von Skandal-Maestro, Provokateur und TEDDY-Preisträger Bruce LaBruce (Hustler White, The Raspberry Reich). Statt wie bisher auf einen sexuell expliziten Trashfilm zu setzen, beweist LaBruce, dass er auch anders kann und erzählt auf liebevolle Weise die Geschichte des bildhübschen 18-jährigen Lake, der seine Vorliebe für ältere Männer entdeckt. Als Pfleger kommt er dem charmanten und charismatischen Mr. Peabody (wundervoll gespielt von Walter Borden) näher und beschert dem Grand Seigneur einen zweiten Frühling.
Film des Monats
SommersturmMarco Kreuzpaintner, D 2004, 98 min Der Klassiker: Die Teenager Tobi (Robert Stadlober) und Achim (Kostja Ullmann) sind seit langem die besten Freunde, haben ein enges körperliches Verhältnis und wixen auch zusammen. Dann entwickelt sich aber das Begehren auseinander: Tobi merkt, dass er in Achim verliebt ist, kann es ihm aber nicht sagen, während Achim seine Liebe zu Sandra entdeckt. Dies alles kulminiert auf einer Ruderfreizeit: Tobi und Achim streiten sich heftig, nicht zuletzt, weil Tobi eifersüchtig auf Sandra ist. Weniger klassisch: Tobi findet in mehrerlei Hinsicht Trost bei den „Queerschlägern“, einer schwulen Rudergruppe aus Berlin, die auch an der Freizeit teilnimmt, mit gängigen Klischees aufräumt und unterschiedliche schwule Jungs zeigt. Der nicht nur wettertechnisch über die Jugendlichen hereinbrechende Sturm führt letztlich nicht nur zu einer lustvollen Nacht für mehrere FahrtteilnehmerInnen und zum Coming-out Tobis, sondern auch zu einem Emanzipations- und Toleranzschub für viele TeilnehmerInnen der Ruderfreizeit, nicht zuletzt für den homophoben Schorsch, der sich Maltes (Hanno Koffler) kaum noch erwehren kann. Der Film zeichnet sich durch wundervolle Sommerbilder, die gut die diffusen Stimmungen einfangen, und überzeugende DarstellerInnen aus.
Film des Monats
I am DivineJeffrey Schwarz, USA 2014, 86 min., Doku, OmU Vor 25 Jahren starb einer der exzentrischsten Film- und Musik-Stars, den die USA je hervorgebracht haben: Harris Glenn Milstead, besser bekannt unter dem Namen DIVINE. Regisseur, Produzent und EMMY-Preisträger Jeffrey Schwarz (Vito) gelingt mit Hilfe von Interviews, vielen Ausschnitten aus Filmen und Live-Auftritten eine berührende Würdigung eines flamboyanten Selbstdarstellers, dessen Tabubrüche ein größeres Ziel verfolgten: Mit Humor gegen die Engstirnigkeit der amerikanischen Gesellschaft zu kämpfen und für das Recht auf Selbstbestimmung für jeden.
Film des Monats
Cordelias KinderD 2015, 75 min. „Radikal&Arrogant“ präsentiert einen Film von Lars Kokemöller mit Elena Meißner, Ulrich Bähnk, Anna Berg, David Adams, Dietrich Kuhlbrodt, Andy Strauß, Peter Ohrt, Christian Concilio, Jörn Knebel, Marianne Axt, Alexander F. Obe, Tim Krebber Ein kauziger Film, der mit düsterer Poesie von Horror und Alltag einer mörderischen Familie erzählt. Cordelia hat ihren Mann umgebracht – Nun spukt der in ihrem Haus herum und stört. Außerdem schmiedet ihre Tochter, die Auftragskillerin Julia, Rachepläne, und ihr pubertierender Sohn Thomas hat sich in einen Stricher verliebt und im Keller eine Tür zur Hölle geöffnet … Die Hamburger Filmcrew „Radikal & Arrogant“ steht für unangepasstes Independent-Kino. „Cordelias Kinder“ entstand ohne Budget – Alle Schauspieler*innen und das ganze Team arbeiteten ohne Gage, was darüber hinaus an Kosten anfiel, bezahlte Regisseur Lars Kokemüller aus eigener Tasche. Als einzige Kulisse diente das Elternhaus des Regisseurs.
Film des Monats
Pussy vs. PutinRussländische Föderation 2013, 60 min., engl. Untertitel & Videos Die Dokumentation Pussy vs. Putin zeigt Aktionen von Pussy Riot-Aktivistinnen in Moskau, ihre Vorbereitung, Durchführung und eine ihrer Konsequenzen: den Prozess gegen drei Frauen. In beklemmenden Nahaufnahmen wird nicht nur deutlich, mit welcher Härte die russische Polizei und das Gericht gegen die feministische Punkband agieren, sondern auch gezeigt, wie „einfache BürgerInnen“ in einer Mischung aus Nationalismus, reaktionärem orthodoxem Christentum und Homophobie auf die Proteste reagieren, nicht zuletzt mit einer Art Teufelsaustreibung. Punk-Gebet Der KGB-Chef ist euer oberster Heiliger,
Film des Monats
Begierde »The Hunger« Tony Scott, UK 1983, 93 min., FSK: 18, OmU, mit Catherine Deneuve, Susan Sarandon, David Bowie, Willem Dafoe. Musik: Denny Jaeger, Michael Rubini sowie BAUHAUS Begierde handelt von der ägyptische Vampirin Miriam (Catherine Deneuve), die sich von dem Blut ihrer Anhänger ernährt. Als Gegenleistung sind diese unsterblich – zumindest so lange Miriam es so will. Als John (David Bowie) ihr momentaner Liebhaber, mit dem sie im Großstadtdschungel von New York immer wieder neue Opfer sucht, anfängt zu altern, bittet er die Wissenschaftlerin Dr. Sarah Roberts (Susan Sarandon) um Hilfe. Die will seine Geschichte zunächst nicht glauben, wird dann aber ebenfalls in den Bann der Vampirin gezogen. Im Gedenken an David Bowie zeigen wir nochmals diesen Film!
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